Barrierepapiere im Fokus
Die Zukunft der flexiblen Verpackungen ist papierbasiert.
Verbraucher wie auch Lebensmittelhersteller suchen zunehmend nach Alternativen zu Kunststoffverpackungen. René Köhler, Director Paper & Packaging Solutions bei Sappi Europe, erklärt im Interview, wie der Spezialist für Verpackungs- und Spezialpapiere dank über zehn Jahren Erfahrung bei der Herstellung von Barrierepapieren den wachsenden Anforderungen begegnet. Dabei stehen der Produktschutz, die Anpassung an bestehende Verpackungslinien und die Recyclingfähigkeit im Fokus.
Verbraucher und damit Lebensmittelhersteller wollen Alternativen zu Kunststoffverpackungen. In diesem Zusammenhang hat das Interesse an Barrierepapieren in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Was sind die hauptsächlichen Herausforderungen hinsichtlich Funktionalität und wie begegnen Sie diesen?
Für unsere Kunden sind vor allem drei Punkte von Bedeutung: Erstens der Produktschutz. Dabei ist es entscheidend, dass der Schutz des Produkts im Vergleich zur aktuellen Verpackung nicht beeinträchtigt wird. Ein Beispiel hierfür ist die Sicherstellung eines bestimmten Mindesthaltbarkeitsdatums. Für den Handel zudem eine zuverlässige und sichere Lieferkette wichtig.
Der zweite wichtige Punkt: Die Barrierepapiere sollen idealerweise auf bereits existenten Anlagen laufen. Größere Investitionen in Maschinen-Komponenten oder gar in ganze Anlagen, um auf ein neues Material umzustellen, möchten unsere Kunden unbedingt vermeiden. In solchen Fällen sind Optimierungen erforderlich. Aus diesem Grund arbeiten wir eng mit Verpackungsmaschinenherstellern zusammen, um Vorabversuche durchzuführen. Oftmals hängt es von den Einstellungen der Maschinen ab, die es ermöglichen, von herkömmlichen Materialien auf neue, nachhaltigere Materialien umzustellen .
Der dritte und wichtigste Punkt ist, ein Material zu verwenden, das tatsächlich später im Recyclingkreislauf wiederverwertet werden kann, anstatt als gewöhnlicher Abfall zu enden. Das ist bei vielen der heutigen Verpackungen nicht der Fall und stellt den Hauptantrieb für unsere Kunden dar. Wenn wir also die ersten beiden Punkte erfüllen können und zusätzlich noch diesen dritten Aspekt gewährleisten, ist dies ausschlaggebend für die Wahl von Barrierepapieren.
Für welche Trockenprodukte sind Barrierepapiere geeignet und für welche nicht? Wo reicht eventuell doch normales Papier bzw. Pergamin aus?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da der Begriff „Trockenprodukte“ eine sehr breite Palette umfasst. Dazu gehören Produkte wie Cerealien, Kaffee, Trockenfrüchte, Mehl oder Fertigsuppen. Jedes dieser Produkte hat spezielle Eigenschaften und erfordert daher eine individuelle Barriere, um einen effektiven Schutz zu gewährleisten, insbesondere bei Lebensmitteln zur Sicherstellung des Mindesthaltbarkeitsdatums.
„Normales“ Papier bietet keine Barriere und ist daher grundsätzlich ungeeignet. Pergamin, ein hochverdichtetes Papier, ist zwar weitgehend fettdicht, bietet jedoch keinen Schutz gegen Feuchtigkeit. So eignet es sich beispielsweise zum Verpacken von Butter, ist jedoch für andere Anwendungen weniger geeignet. Außerdem sind weder normales Papier noch Pergamin siegelfähig. Barrierepapiere hingegen bieten eine Kombination aus optimal angepasstem Schutz und Funktionalität, die sie für viele Trockenprodukte ideal machen.
Wie testen Sie die Funktionalität der Barrierepapiere?
Wir verwenden spezielle Messgeräte, um unsere Barrierepapiere gründlich zu prüfen. Dabei testen wir die Permeation, also die Durchlässigkeit von Sauerstoff, Wasserdampf oder Mineralölbestandteilen (MOSH/MOAH), um den jeweils erforderlichen Schutz zu gewährleisten. Für Papiere, die gleichzeitig heißsiegelfähig sein sollen, überprüfen wir zusätzlich die erzielbare Nahtfestigkeit. Alle diese Messwerte werden dann in den jeweiligen Datenblättern ausgewiesen.
Wie flexibel sind Barrierepapiere, bezogen auf ihre Maschinengängigkeit auf bestehenden Verpackungslinien oder auf ihre unterschiedliche Dicke?
Unsere Barrierepapiere können selbstverständlich auf bestehenden Anlagen verarbeitet werden. Allerdings hängt dies stark von der Art der gewünschten Verpackung ab. Ein kleiner, individuell verpackter Riegel stellt andere Anforderungen als ein großer Beutel, der viele kleine Produkte enthält. Die Verarbeitbarkeit des Verpackungsmaterials zur fertigen Verpackung hängten zudem von der jeweiligen Verpackungsmaschine ab, weshalb wir gelegentlich auf die Unterstützung des Maschinenherstellers setzen, um die erforderlichen Anpassungen vorzunehmen.
In den meisten Fällen schaffen es die Techniker der Markenartikelhersteller eigenständig, die bestehenden Verpackungslinien auf papierbasierte Packmittel, insbesondere Barrierepapiere, umzustellen. Eine Umstellung ist oft notwendig, da die heute verwendeten Kunststofffolien und Laminate sehr dünn, flexibel, robust und reißfest sind. Papier hingegen ist weniger reißfest und erfordert mehr Sensibilität im Verpackungsprozess. Es gibt zwar Fälle, in denen die Maschinen 1:1 auf papierbasierte Verpackungen umgestellt werden können, aber das ist eher die Ausnahme.
Welche gesetzlichen Vorgaben spielen in diesem Bereich eine Rolle (z.B. besondere Sicherheit bei direktem Lebensmittelkontakt, EU-Vorgaben zur Erhöhung von recyclefähigen Verpackungen)?
Die gesetzlichen Vorgaben sind für uns ein zentraler Leitfaden bei der Entwicklung papierbasierter Lösungen, und wir halten uns strikt daran. Im Bereich der Lebensmittelverpackungen müssen unsere Barrierepapiere beispielsweise grundsätzlich für den direkten Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sein. Darüber hinaus müssen alle Materialien, die in unsere Produktionsstätten gelangen, für den direkten Lebensmittelkontakt zugelassen sein. Diese Eignung müssen wir nachweisen und entsprechend deklarieren. Da wir diese Nachweise nicht immer selbst erbringen können, arbeiten wir mit externen Testlaboren zusammen, die die Lebensmittelsicherheit prüfen und uns die erforderlichen Zertifikate ausstellen. Unsere Kunden verlangen diese Dokumente von uns.
Wenn neue gesetzliche Vorgaben, wie etwa zur Erhöhung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen, in Kraft treten, richten wir uns selbstverständlich danach. Grundsätzlich ist es unser Ziel bei Sappi, sicherzustellen, dass Verpackungen aus unseren Papieren am Ende des Lebenszyklus recycelbar sind. Dabei ist für uns jedoch immer der konkrete Bedarf unserer Kunden ausschlaggebend.
Wie kontrollieren Sie die Recyclefähigkeit?
Bei Sappi haben wir interne Kontrollmechanismen etabliert. Unsere Papiere werden zunächst in einem internen, nicht akkreditierten Labor nach vorgegebenen Messmethoden, gemäß CEPI oder der PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation), geprüft. So können wir frühzeitig feststellen, ob die Papiere den Vorgaben entsprechen, und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Anschließend werden die Papiere zur Prüfung an akkreditierte, externe Testlabore gesendet, die uns die entsprechenden Zertifikate ausstellen. Diese Zertifikate erhalten unsere Kunden als verlässlichen Nachweis für die Recycelbarkeit des Materials.
Wie gehen Sie mit dem Thema Nachhaltigkeit bei den Rohstoffen um (Produktion in Südafrika, Holztransporte nach Europa, FSC- oder PEFC-zertifizierte Wälder)?
Sappi besitzt über 400.000 ha eigene und gepachtete, nachhaltig bewirtschaftete Wälder in Südafrika. Die Rohstoffe aus diesen Wäldern setzen wir aber ausschließlich für die lokale Produktion ein. Das bedeutet, kein Holz oder sonstige Rohstoffe gehen von Südafrika nach Europa. Hier haben wir je nach Werk eine Zellstoffintegration. Das für die Produktion von Zellstoff benötigte Holz beziehen wir aus einem Umkreis von ca. 150 km des jeweiligen Standortes.
Grundsätzlich können wir unseren Kunden eine Zertifizierung gemäß FSC oder PEFC anbieten, wenn sie dies wünschen. Dies setzt jedoch eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Waren voraus, die mit einem zusätzlichen Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden ist. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass nicht nur das Holz, sondern auch die einzelnen Maschinen und Produktionsanlagen zertifiziert sein müssen, um sicherzustellen, dass die gesamte Lieferkette den Anforderungen entspricht.
Wenn ein Kunde zertifiziertes Material bestellt und ein Zertifikat anfordert, erhält er eine entsprechende Dokumentation. Diese bestätigt, dass das Material von der Quelle bis zur Produktion vollständig nach den geforderten Richtlinien verarbeitet wurde. Dadurch ist die Rückverfolgbarkeit sowohl für den Kunden als auch für uns gewährleistet.
Wie sieht es preislich aus? Sind Barrierepapiere teurer?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Es hängt stark vom Vergleichsmaterial ab. Die Bandbreite der heute eingesetzten Materialien geht von Mono-Kunstofffolien bis hin zu mehrlagigen Laminaten die preislich nicht vergleichbar sind. Auf den ersten Blick mögen Barrierepapiere teurer erscheinen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass es in einigen Ländern Anreize, also Prämien, für Materialien gibt, die sich besser recyceln lassen, sollten unbedingt in die Gesamtkostenbetrachtung einfließen. Darüber hinaus muss jeder, der Verpackungen in Verkehr bringt, eine Recycling-Abgabe zahlen, die stark vom eingesetzten Rohstoff abhängt. Für Markenhersteller ist es daher von großer Bedeutung, ob ein Barrierepapier oder eine Kunststofffolie bzw. Laminat verwendet wird. Papierbasierte Mono-Lösungen bieten in diesem Zusammenhang einen Vorteil.
Was ist der USP von Sappi?
Sappi hat, als Vorreiter auf diesem Gebiet, bereits vor über 10 Jahren mit der Produktion von Barrierepapieren begonnen. Daher haben wir entsprechende Erfahrung und Kompetenz aufgebaut, die nicht jeder im Markt vorweisen kann. Aktuell sind wir der Hersteller mit der größten Bandbreite an Barrierepapieren.
Diese produzieren wir dank zukunftsweisender Dispersionstechnologie so, dass sie problemlos im Papierabfallstrom recycelt werden können. Abgerundet wird unser Angebot durch eine kompetente Beratung, die Kunden dabei unterstützt, das richtige Produkt zu finden. Auf diesem soliden Fundament erweitern wir unser bereits breites Portfolio kontinuierlich um neue Produkte.
Anstatt überdimensionierte Standardprodukte anzubieten, entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen, die genau auf die Barriereanforderungen unserer Kunden abgestimmt sind. So können wir schnell und flexibel auf individuelle Bedürfnisse reagieren.