Verpackungen in Kreisläufen denken

Die Verpackungsindustrie entwickelt innovative Lösungen, um Kunststoff- durch besser recycelbare Papierverpackungen zu ersetzen. Warum es wichtig ist, nicht nur das Material, sondern den gesamten Herstellungsprozess von Verpackungen in den Fokus zu nehmen, erklärt Marco Eikelenboom, designierter CEO bei dem Papierhersteller Sappi Europe, im Interview.  

 

Herr Eikelenboom, wie trägt der Zellstoff und Papiersektor zur Kreislaufwirtschaft bei?

Papier ist eines der am häufigsten recycelten Materialien der Welt. Eine recycelte Faser kann mehrfach wiederverwendet und am Ende sogar noch als Brennstoff benutzt werden. Doch nicht nur die von uns eingesetzten Materialien, sondern auch viele Herstellungsprozesse sind kreislaufgerecht angelegt. Bei Sappi nutzen wir Energie, erzeugen aber auch erneuerbare Biokraftstoffe, um unsere Mühlen mit Strom zu versorgen. Heute verkaufen wir auch Ökostrom von einigen Standorten an das lokale Stromnetz. Dies sind nur einige der bekanntesten Beispiele.  

 

Die Welt steht vor einer Plastikkrise. Wie kann Ihre Branche zur Lösung beitragen?

Mit Kreativität, Einfallsreichtum und Ideen, die das Potenzial der Bäume freisetzen und nutzen. Papier schlägt Plastik in Bezug auf die Recycelbarkeit. Selbst wenn man sie nicht ordnungsgemäß entsorgt, werden Papierprodukte in der Natur recht schnell biologisch abgebaut. Um jedoch Plastikverpackungen flächendeckend durch Papier zu ersetzen, braucht es echte Innovationen. Wir haben einige bahnbrechende Produkte, die zeigen, was möglich ist. Viele der von uns entwickelten Lösungen unterstützen die Umstellung von Kunststoffverpackungen auf erneuerbare Lösungen auf Papierbasis, die ebenfalls strengen Gesundheits- und Sicherheitsstandards entsprechen.  

 

Vor Kurzem haben wir eine Reihe von Produkteinführungen auf dem deutschen Markt gesehen, die in innovativen Sappi-Papierverpackungen verpackt sind, insbesondere Süßwaren. Was genau ist hieran neu?

Sappi's „funktionale“ Papiere unterstützen die Abkehr von Kunststoff- und Mehrschichtlaminaten hin zu Monoverpackungslösungen aus der erneuerbaren Ressource Papier. Sie bieten Produktschutz und sind gleichzeitig recyclingfähig. Wir haben diese Papiere entwickelt, um maßgeschneiderte Barrieren für Sauerstoff, Feuchtigkeit, Fett und Mineralöl für ein breites Anwendungsspektrum bereitzustellen und damit die Grenzen für papierbasierte Anwendungen radikal zu erweitern. Mit Barrieren, Heißsiegelbarkeit sowie guten Verarbeitungsund Druckergebnissen werden unsere funktionalen Papiere auf dem Markt immer bekannter. Es ist spannend zu sehen, wie unsere Produktinnovationen Markeninhabern helfen, die Nachhaltigkeitsverpflichtungen und -versprechen zu erfüllen, die sie eingegangen sind, um Kunststoffverpackungen zu reduzieren oder zu eliminieren und somit den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft unterstützen.  

 

Verpackungslösungen auf Holzfaserbasis mit Barrierefunktion enthalten auch geringe Mengen an Polymeren. Wie wirkt sich das auf die Recyclingfähigkeit aus?

Unsere innovativen, funktionellen Papiere sind mit einer sehr dünnen Barriereschicht auf Wasserbasis überzogen, die auch Polymere auf fossiler Basis enthält. Unsere kontinuierliche Innovationsarbeit wird dazu führen, dass wir neue Wege entdecken und perfektionieren, diese Barrieren zukünftig ohne Polymere auf fossiler Basis zu erzielen. Im Moment stellen wir jedoch sicher, dass die Produkte, die wir auf den Markt bringen, recyclingfähig sind. Wir arbeiten mit unabhängigen Instituten zusammen, um die Recyclingfähigkeit unserer Funktionspapiere zu bewerten und bestätigen lassen.  

 

Mit der 2019 genehmigten Richtlinie über Einwegkunststoffe, der Single-Use-Plastics- Directive, hat die EU recht strenge Maßnahmen festgelegt, um den Verbrauch von Einwegartikeln und Kunststoff im Allgemeinen zu senken. Wie beurteilen Sie diese Richtlinie?

Die Richtlinie startete mit ernsthaften Anstrengungen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung. Aber sie hat sich zu einer weitreichenden Politik entwickelt, die sich letztendlich auf viele Produkte auswirkt, die weder zum Einmalgebrauch bestimmt noch Kunststoffe im klassischen Sinn sind. Beispielsweise ist die Definition von Kunststoffen mittlerweile so weit gefasst, dass sie tatsächlich einige Verpackungsmaterialien auf Faserbasis enthält, die nur einen sehr geringen Polymergehalt haben. Wenn wir einen solchen breit angelegten Ansatz vorschlagen, verliert Europa den Fokus auf das, was wir alle erreichen wollen, nämlich weniger Plastikmüll und nachhaltigere Konsummuster. Und sie untergräbt Innovation in Unternehmen wie unserem. Der Weg in die Kreislaufwirtschaft erfolgt schrittweise. Der europäische politische Rahmen sollte die kontinuierliche Verbesserung fördern und unterstützen.  

 

Sappi bekennt sich zu „verantwortungsvollem Sourcing". Was bedeutet das genau?

Angesichts der Abhängigkeit unseres Geschäfts von der Forstwirtschaft legen wir großen Wert darauf, unsere Holzfasern verantwortungsbewusst und aus gut bewirtschafteten Wäldern zu beziehen. Im Jahr 2020 stammten 80 Prozent der Holzfasern, die wir für unsere Mühlen in Europa bezogen haben, aus zertifizierten Wäldern. Waldzertifizierungssysteme ermöglichen die Validierung von Bewirtschaftungspraktiken im Wald und stellen die Rückverfolgbarkeit über die Lieferkette her. Als solche bilden sie einen sehr wichtigen Bestandteil unserer verantwortungsvollen Beschaffung. In Südafrika, wo wir 390.000 Hektar Land besitzen und pachten, spielen wir auch eine einzigartige Rolle bei der Förderung gesunder Wälder und Landschaften. Auf unserem Land in Südafrika werden die kommerziellen Bäume in Plantagen angebaut aber andere Flächen sind reserviert, um den natürlichen Lebensraum und die Artenvielfalt zu erhalten, einschließlich einheimischer Wälder und Feuchtgebiete.  

 

Sappi ist kürzlich der 4evergreen-Alliance beigetreten. Was ist das und welches Ziel verfolgt sie?

Es gibt ein afrikanisches Sprichwort, das besagt: „Wenn du schnell gehen willst, dann gehe alleine. Wenn du weit gehen willst, dann mußt du mit anderen zusammen gehen.“ Angesichts der ökologischen Herausforderungen, denen die Welt gegenübersteht, müssen wir schnell und weit gehen. Deshalb sind wir der 4evergreen-Allianz beigetreten. Hier sitzen produzierende Unternehmen wie Sappi mit Unternehmen wie IKEA, Nestle und Mars an einem Tisch und erarbeiten Strategien, wie papierbasierte Verpackungen weltweit entworfen, gesammelt und recycelt werden können, um in der Zukunft noch mehr die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Gemeinsam haben wir uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2025 eine Recyclingquote von 90 Prozent für faserbasierte Verpackungen in Europa zu erreichen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dies realisieren können, wenn wir „zusammen gehen“.  

 

Über Sappi

Sappi ist ein weltweit führender Anbieter von nachhaltigen Holzfaserprodukten und -lösungen. Als Unternehmen, das auf erneuerbare natürliche Ressourcen angewiesen ist, rückt Sappi Nachhaltigkeit in allen Betriebsbereichen in den Mittelpunkt. In Europa ist Sappi ein führender Hersteller und Lieferant von gestrichenem Feinpapier, Verpackungs- und Spezialpapieren. Rund 5.700 Mitarbeiter arbeiten in den 14 Geschäftsniederlassungen und zehn Sappi-Werken in Europa. Drei dieser Werke befinden sich in Deutschland.

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