Costcos Erfolg mit Printmedien im Einzelhandel: Warum die heutigen Giganten immer noch auf die Marketingkraft von Print setzen, um ihre Kunden zu erreichen
Der Einzelhandel im Jahr 2024 floriert, indem er die Grenzen zwischen physischen und digitalen Welten verwischt, neue Kaufmöglichkeiten schafft und auf traditionelle Stärken setzt.
In diesem Jahr hat der führende britische Supermarkt Waitrose einen etwas anderen Katalog produziert, um seine Weihnachtsangebote zu präsentieren. Das 72-seitige, glänzend gedruckte Magazin nutzt fortschrittliche Scan-to-Buy-Technologie, die es Kunden ermöglicht, mit ihrem Smartphone auf ein Produkt zu zeigen, um direkt zur entsprechenden Online-Produktseite zu gelangen. Der Prozess ist nahtlos und – was am wichtigsten ist – es ist nicht erforderlich, dass die Kunden eine App herunterladen. Dies ermöglicht einen direkten Einkauf aus dem Waitrose-Katalog.
Die Plattform für Bilderkennung wurde vom Technologieunternehmen Phuzion Media entwickelt. Sobald Benutzer einen QR-Code scannen, um auf das System zuzugreifen, müssen sie nur noch einen Schnappschuss von einem Produkt machen, um sich mit der entsprechenden Online-Shopping-Seite zu verbinden. Das System macht das Erlebnis für die Kunden nicht nur reibungslos und unkompliziert, sondern macht es auch überflüssig, dass Designer oder Drucker kreative Änderungen vornehmen müssen – es sind keine speziellen Fotografien oder Nachbearbeitungen erforderlich.
Ein Erlebnis für Zuhause
Der Katalog, gedruckt auf 70g/m² Sappi Galerie Fine Bulk, wurde von der Content-Agentur Eye to Eye Media produziert. LautJake Hopkins, Produktionsleiter bei Eye to Eye Media, verbindet "die Snap-to-Shop-Technologie Print mit einer breiteren Omnichannel-Zielgruppe. Der gedruckte Katalog erfüllt eine andere Funktion als die Online-Erfahrung. “Mit einer physischen, taktilen Broschüre können Kunden „sich in die Vorfreude auf Weihnachten vertiefen und Entscheidungen in Ruhe, zu Hause und ohne die Ablenkungen eines Bildschirms treffen.“
Da die Grenzen zwischen physischen und digitalen Erlebnissen immer mehr verschwimmen, entsteht eine neue Realität im Einzelhandel. Traditionelle Printmedien, Einkäufe im Geschäft und persönliche Interaktionen verschmelzen mit E-Commerce und digitalen Plattformen zu einer „phygitalen“ Welt. Dieser Trend wird sich weiterentwickeln und bietet Einzelhändlern neue Möglichkeiten, Print- und Digitalerlebnisse ihrer Kunden nahtlos zu verbinden.
Print-Erfolg ohne High-Tech
Es braucht jedoch nicht immer die neueste Technologie, um mit einer Einzelhandelszeitschrift erfolgreich zu sein, wie ein Beispiel aus den USA zeigt.
Die US-amerikanische Megamarktkette Costco versendet monatlich 15,4 Millionen Exemplare des Costco Connection-Magazins an ihre „Executive“-Mitglieder. Das Magazin zieht namhafte Persönlichkeiten wie Tom Hanks, Bruce Springsteen und Oprah Winfrey als Coverstars an.
Fast ein Drittel der amerikanischen Verbraucher kauft bei Costco ein, dem drittgrößten Einzelhändler der Welt. Um in einem Geschäft einkaufen zu können, müssen Kunden mindestens eine Basismitgliedschaft abschließen. Die teurere „Executive“-Mitgliedschaft umfasst zusätzliche Vorteile, darunter das Magazin. Der Erfolg ist beeindruckend: Über 90 % der „Executive“-Mitglieder verlängern ihre Mitgliedschaft jedes Jahr.
Das Costco Connection, das 1997 eingeführt wurde, erfüllt sein Ziel, Kunden an die Marke zu binden und sie immer wieder in die Geschäfte zurückzubringen. Neben Promi-Interviews deckt der Inhalt die breite Produktpalette von Costco ab – von Lebensmitteln, Laptops und Fernsehern bis hin zu Benzin, Reifen, Kreuzfahrten und sogar Goldbarren und Särgen. Dieses breite Angebot stärkt die Kundenloyalität: 94 % der Leser haben "Vertrauen" in die Artikel des Magazins. Mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von 179.000 US-Dollar und einer Eigenheimquote von 92 % zählt die Leserschaft zu den begehrtesten Zielgruppen.
Europas starke Marken setzen auf Print
Auch in Europa setzen führende Marken auf Printmedien. Die spanische Kaufhauskette El Corte Inglés investiert einen großen Teil ihres Marketingbudgets in gedruckte Kataloge. "In unserer Heimabteilung sind Kataloge das Hauptkommunikationsmittel", sagt Marysol García Gruben, Generaldirektor der Produktion. "Sie sind speziell kuratiert und brauchen viel Zeit, um produziert zu werden." In Deutschland wird die auflagenstärkste Zeitschrift des Landes vom Autoclub ADAC herausgegeben. Der Titel ADAC Motorwelt kommt auf nicht weniger als 6,4 Millionen Leser pro Ausgabe.
Ob durch den Einsatz modernster Technologie oder durch die optimale Nutzung bestehender Kundenangebote – oder beides: Printmedien spielen weiterhin eine entscheidende Rolle in der Marketingstrategie moderner Einzelhändler.